Wie Kindertagesstätten eine Nation
zerstören können
Von Jan-Olaf Gustafsson
Bevor ich meine Erfahrungen mit
Kindertagesstätten in Schweden erzähle, möchte ich mich selbst
vorstellen:
Ich bin schwedischer Bürger, 47 Jahre alt, verheiratet und Vater von
zwei Töchtern im Alter von jetzt 20 und 17 Jahren. Meine Frau ist
diplomierte Kinderpflegerin für Kindertagesstätten und war bis zur
Geburt unseres ersten Kindes in ihrem Beruf tätig.
Als wir unser erstes Kind erwarteten, erklärte mir meine Frau, dass
sie unser Baby nicht einer Kindertagesstätte anvertrauen wolle. Dabei
ist zu bemerken, dass sie zu dieser Zeit selbst in einer solchen
Tagesstätte tätig war. Als ich sie nach dem Grund fragte, antwortete
sie mir, dass sie aus ihrer eigenen Erfahrung sagen könne, dass keine
fremde Person in der Lage sei, einem Kind die Liebe und Aufmerksamkeit
entgegenzubringen, die der liebenden Verbindung zwischen einem
Elternteil und dem Kind entspricht.
An manchen Abenden kehrte sie heim und weinte um ihre kleinen
Klienten, die wie lebende Pakete morgens abgeliefert und abends von
ihren Eltern abgeholt würden.
Ich versprach ihr, dass ich alles tun würde, um das notwendige
Einkommen für uns zu sichern, damit sie sich selbst um unser Kind
sorgen könne.
Unsere älteste Tochter wurde 1969 geboren. Am Anfang war alles gut.
1971 jedoch erließ die schwedische Regierung ein Gesetz, wodurch es
der durchschnittlichen schwedischen Familie praktisch unmöglich
gemacht wurde, mit einem Gehalt auszukommen. Diese Steuerreform war
einer der Meilensteine auf dem Wege zur Zerstörung der traditionellen
Familie in unserem Land.
Unsere zweite Tochter wurde 1972 geboren. Seitdem haben wir gegen ein
übles Steuersystem ums Überleben gekämpft, das Tausende und
Abertausende von Eltern in unserem Land diskriminiert, nur weil sie
ihre eigenen Kinder in ihren eigenen vier Wänden selbst aufziehen
wollen. Wir schafften es, uns so durchzuschlagen. Vor einigen Jahren
nahm meine Frau wieder eine außerhäusliche Tätigkeit auf. Sie kehrte
in ihren alten Beruf zurück, um den Kindern etwas Liebe zu geben, die
in mancher Literatur über Soziologie als „Objekte“ beschrieben werden.
Außer dem Ostblock hat Schweden die längste Tradition von Tagesstätten
für Kleinkinder, die durch die Regierung eingerichtet wurden. Bevor
ich jedoch die heutige Situation beschreibe, möchte ich eine
Zusammenfassung unserer Geschichte geben. Dies ist wichtig, weil eine
große Zahl der Länder rund um die Welt dabei sind, unsere
Kindertagesstätten zu kopieren, die jetzt nach 25jähriger Erfahrung in
Schweden sich als das größte soziale und wirtschaftliche Desaster des
Jahrhunderts entpuppen.
Das Konzept der Kindertagesstätte wurde - ohne Rücksicht, ob die
Eltern es nötig hatten oder ob sie sich dafür interessierten – in den
30er Jahren von Alva Myrdal entworfen. Diese Ideen hat sie zusammen
mit ihrem Ehemann Gunnar in einer Anzahl von Büchern
beschrieben. (Beide waren später Nobelpreisträger für andere
Leistungen.) Wie so viele in ihrer Generation sprachen sie oft davon,
„eine neue Generation von Menschen zu schaffen, die besser in eine
neue Weltordnung passen“. Anfang der 30er Jahre wechselten sie die
Partei und wurden Mitglieder der herrschenden Partei in Schweden. Kurz
danach wurde ihnen der Auftrag erteilt, Pläne für „die moderne
Familie“ und für die Gesellschaft von morgen auszuarbeiten.
Die Myrdals hatten eine bestürzende Ansicht sowohl von der Familie als
auch von der Mutter, die keiner außerhäuslichen Tätigkeit nachging und
sich ganz der Erziehung ihrer Kinder widmete. In ihrem Buch „Krisen in
der Bevölkerungsfrage“ schrieb sie:
„Für schwache, dumme, faule, nicht ehrgeizige oder andere weniger
intelligente Individuen (hiermit sind die nicht berufstätigen Mütter
gemeint, die sich zuhause um ihre Kinder kümmern, Anm. d. Red.) ist es
noch möglich, weiter in der häuslichen Atmosphäre zu bleiben und ihren
Weg sowohl als Hausfrauen und Dienerinnen zu gehen. Und am Ende die
Prostitution, für die sie als Dienerinnen immer zur Verfügung stehen.“
Der vergangene Premierminister Palmes
verkündete den Tod der Hausfrau. Sein Minister Equality sagte, dass
die Hausfrau ins Museum gehöre, und eine große Tageszeitung erklärte,
dass Hausfrauen „Verräter“ seien. Nachdem man den Ruf der
Nur-Hausfrauen derart in den Schmutz gezogen hatte, war es leichter,
ihnen ihre Rechte zu entziehen. Unzählige Frauen jeden Alters verloren
ihren Stolz und ihr Selbstvertrauen und wurden von dem System
eingefangen.
Frauen werden gezwungen zu arbeiten. Das ist die Wirklichkeit des
schwedischen „Paradieses“ heute. Innerhalb von vierzig Jahren wurde
diese Situation erreicht, weil keiner am Anfang wusste, wo es enden
würde. Es begann mit der Gesetzgebung. Heute haben wir den Punkt
erreicht, dass das Wort „Familie“ in den Gesetzbüchern nicht mehr
existiert und durch das Wort „Haushalte“ ersetzt ist. Aber was heißt
Haushalte. Ein Haushalt kann aus zwei zusammenlebenden Frauen oder
zwei Homosexuellen, die Kinder adoptieren können, bestehen. Selbst das
Grundgesetz macht keine Aussagen über Elternrechte.
Ebenfalls wurde die Einkommensteuer schrittweise so umgeändert, dass
der durchschnittlichen Familie mit nur einem Einkommen die
Existenzmöglichkeit genommen wurde. Wir sind in Schweden an dem Punkt
angekommen, wo sich Ehepaare scheiden lassen, um weiter zusammen leben
zu können. Das mag befremdlich klingen, doch das soziale System
kümmert sich mehr um geschiedene Leute als um verheiratete Paare.
Dadurch sind viele Paare bereit, sich auf dem Papier scheiden zu
lassen, um ihre Situation zu verbessern. Dies ist auch ein Grund,
warum viele Paare zunächst nicht heiraten. Wenn ein Paar nicht
verheiratet ist, erhalten sie zwei Unterstützungen und von allem das
Doppelte
Die regierende Partei in Schweden veröffentlichte ein Buch, in dem das
Programm für die Zukunft der Gesellschaft dargestellt ist. Das Buch
trägt den Titel „Die Familie der Zukunft: eine sozialistische
Politik für die Familie ‘~ Dieses Buch bezeichnet Kinder als
„Hindernisse für die Emanzipation der modernen Frau“. In einem Kapitel
wird gefordert, die emotionale, intellektuelle und materielle
Entwicklung der Kinder in die Verantwortung des Staates zu stellen.
Heute finden es junge Leute in Schweden ganz normal, die Richtlinien
zu akzeptieren und so gemäß den Überzeugungen zu handeln, die ihnen
durch die massive Propaganda eingetrichtert wurden und durch das
Steuersystem erzwungen werden. Es stimmt traurig, mit eigenen Augen
gebildete und clevere junge Eltern zu sehen, die hervorragende
Fähigkeiten auf verschiedenen Gebieten haben, gleichzeitig aber einen
totalen Mangel an Selbstvertrauen und Zutrauen zu ihren eigenen
Fähigkeiten als Eltern.
Sie mögen sich fragen: Wie konnte dies in einem so genannten
freien Land passieren? Die Schöpfer des Systems haben eine clevere
Verbindung eines einerseits laxen und andererseits eingrenzenden
Prinzips herausgearbeitet. Die meisten Menschen haben ihr Denken auf
Geld und materiellen Wettbewerb bezüglich des Kaufens von Sachen
konzentriert, was sie mit „Lebensstandard“ bezeichnen. Schweden ist
ein Experimentierfeld des internationalen Bankwesens und der
sogenannten Megasysteme für Bevölkerungsregistrierung und -kontrolle.
Das Land ist groß, hat aber nur eine Bevölkerung von acht Millionen,
was nicht ausreicht, um New York City zu füllen. Der normale Schwede
ist durch eine 500 Jahre alte Tradition geformt, die von der Regierung
herausgegebenen Regeln und Ordnungen, ohne viel zu fragen, zu
akzeptieren. Ich habe sehr oft festgestellt, dass Leute, die Schweden
besuchen oder nach Schweden immigrieren, schnell und klar die Ketten
der Ereignisse sehen, die der durchschnittliche Schwede nicht erkennt,
weil er seiner eigenen Meinung oder seinen Rückschlüssen nicht traut.
Vor einigen Jahren hat das schwedische Parlament eine Verordnung
erlassen, die jedem Kind zwischen ein und fünf Jahren einen Platz in
einer öffentlichen Kindertagesstätte garantiert. Entsprechend dem oben
erwähnten politischen Programm garantiert dieses „gesetzlich
verankerte Recht für das Kind“ jedem Kind ab dem Alter von sechs
Monaten einen Platz in einer Tagesstätte. Das schwedische System ist
totalitär. Zwangsläufig bleibt jedem unter diesem Steuersystem nur
eine Alternative. Enorme Beträge werden in das System der
Kindertagesstätten investiert: doch diejenigen, die ihre eigenen
Kinder selbst aufziehen wollen, erhalten nichts. Im Gegenteil, sie
haben eine größere Steuerlast zu tragen als diejenigen, die sich dem
System anpassen.
Die allgemeine soziale Situation im heutigen Schweden ist in Aufruhr.
In den Schulen herrscht Gewalt, Eltern und Lehrer werden bedroht und
niedergeschlagen. Die Untergrundbahn in Schweden, die nur ein Zehntel
der U-Bahn in New York ausmacht, wird beständig von Heranwachsenden
verwüstet. Sie bemalen die Züge mit Farbspray und schneiden die Sitze
mit Messern auf. Jedes Jahr werden Reparatur- und Reinigungskosten in
Höhe von fünf Millionen Dollar zur Beseitigung der Schäden ausgegeben.
Wie sieht die Zukunft eines Landes aus, in dem alte Leute es nicht
einmal wagen, am Tage auf die Straße zu gehen?
Das Problem ist auch bei sehr jungen Kindern anzutreffen. Eine Studie
des Instituts Ihr Stressforschung in Schweden gibt bekannt, dass jedes
dritte Kind, das die Ihr 4-jährige Kinder vorgeschriebene medizinische
Untersuchung durchläuft, an psychologischen Störungen leidet. Wir
sprechen hier nicht von Teenagern, sondern von kleinen Kindern im
Alter von vier Jahren!
Wir wissen, dass in Schweden jedes Jahr 100 Kinder Selbstmord begehen.
Das ist die gleiche Selbstmordrate wie in Deutschland mit dem
Unterschied, dass Deutschland eine Bevölkerung von 80 Millionen hat.
Viele dieser Kinder sind nicht älter als vier, fünf oder sechs Jahre.
Die Schulbildung ist ein anderes Problem. Eine steigende Zahl der
Kinder verlässt die Schule nach neun Jahren ohne Lese- oder
Schreibkenntnisse. Die Lehrer beklagen, dass sie viel Zeit aufwenden
müssen, den Kleineren Betragen beizubringen und gewöhnliche Dinge, wie
zum Beispiel: ein Hemd zuzuknöpfen, die Schuhe zuzubinden oder wie
Messer und Gabel zu handhaben sind. Die Situation ist verrückt. Ein
anderes Beispiel über Schwedens Bereitschaft als Experimentierfeld zu
dienen, ist die kürzlich ergangene Gesetzesvorlage, die den Tieren auf
dem Bauernhof ein „Grundrecht“ zubilligt. Viele von Ihnen haben
sicherlich schon von der schwedischen Autorin Astrid Lindgren gehört,
deren Bücher in Dutzende von Sprachen übersetzt worden sind. Auf ihre
Initiative hin startete eine Kampagne für „mehr menschliche
Bedingungen“ für Tiere auf dem Bauernhof (Schweine, Hühner und Kühe),
die schließlich zu einem Gesetz führten, dass das Ende für viele
Tausende von schwedischen Farmern bedeutet, die es sich einfach nicht
leisten können, ihren Tieren Stallungen entsprechend den neuen
Bestimmungen zu bauen.
Sogar die New York Times schrieb 1988 darüber. Was ist
von einer Nation zu halten, die ihren Tieren bessere und mehr Rechte
einräumt als ihren Menschenkindern? Sollten nicht andere Länder
ernsthaft ein Land mit einer so genannten Demokratie untersuchen, das
Eltern und Kindern das Recht des Zusammenlebens in den ersten
wichtigen Lebensjahren verneint, gleichzeitig aber Schweinen und
Hühnern das Recht auf „ausreichenden Platz und artgerechte Behandlung“
zuspricht?
Wie wird die Zukunft aussehen? Was wird zum Beispiel passieren, wenn
Kinder, die vom Standpunkt der Eltern betrachtet als „Hindernisse“
aufwachsen, später die Regierungsgeschäfte der Nation übernehmen?
Werden sie, die niemals mit Liebe und Gefühlen in Kontakt kamen, auf
die alternde Elterngeneration herabsehen und sie als Hindernisse für
die neue aktive Generation ansehen? Bereits jetzt können wir eine
Neigung zu erhöhtem Egoismus und Selbstsucht feststellen bei
gleichzeitig sinkendem Interesse an Liebe, Hilfsbereitschaft und der
Fähigkeit, die Last anderer Leute zu teilen.
Wenn Sie an einer öffentlichen Debatte über die Zukunft der Familie
teilnehmen, dann fragen Sie sich bitte einmal selbst: Wer wird von
einem System profitieren, das sich nach 25-jähriger Praxis in Schweden
als ein soziales und wirtschaftliches Desaster herausgestellt hat? Ich
habe in diesem System viele Jahre verbracht. Meine Familie und ich,
wir haben wirtschaftlich darunter gelitten und natürlich oft mental
unter den Kampagnen, die der Staat gegen die führte, die es als ihr
menschliches Grund-recht und auch ihre Pflicht betrachteten, für ihre
eigenen Kinder selbst zu sorgen Ich habe dieses System unter allen
möglichen Gesichtspunkten untersucht und kann keinen Gewinner dabei
ausmachen als diesen: Ein moderner säkularer Staat, der seine Bürger
allmählich umformt, damit sie ein totalitäres System akzeptieren.
Dieser neue Bürgertyp, ohne Stolz und Selbstvertrauen und von
Sozialmitteln abhängig, wagt es nicht und weiß auch nicht, wie die
Situation zu ändern ist. Wenn nichts in den Ländern getan wird, in
denen dieser Prozess begonnen hat, kann man sich darauf vorbereiten,
die Demokratie als blühende Zukunft für freie Individuen, die nach
Gottes Geboten und seinen Absichten für die Menschen leben wollen, zu
verabschieden Sind nicht bereits genug Probleme in der Welt zu lösen?
Wer wird aus der Schwächung der Nationen einen Gewinn ziehen, anstatt
sie zu stärken?
Die wertvollste Kraft einer Nation sind gesunde und glückliche
Menschen, die aus starken und zufriedenen Familien kommen. Jede
Gesellschaft oder Nation steht oder fällt mit dem Zustand der Familie,
denn die Familie reflektiert die Lage einer Nation. Wird die Familie
zerstört oder geschwächt, so wird es nicht lange dauern, bis auch das
Land zerstört ist. Man muß den zerstörenden Prozess stoppen, solange
es noch möglich ist.
Jan-Olaf Gustafsson ist Komiteemitglied der Family Campaign
Foundation of Sweden.
Ubersetzt aus dem Englischen von Lucie
Zander
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