
Zürich (www.kath.net) „Krippen
sind etwas, was Kinder nicht wollen.“ Das sagt der
deutsche Verhaltensbiologe Joachim Bensel in einem Bericht
der Schweizer „Weltwoche“, der sich ausführlich mit dem
Thema Kinderkrippen befasst. Bensel forscht seit vielen
Jahren zu den Themen kindliche Entwicklung und
Kinderbetreuung.
Auch
der ehemalige Vize-Präsident der Schweizerischen
Vereinigung für Kinder- und Jugendpsychologie wird
zitiert. Otto Eder zeigt sich kritisch: „In den ersten
drei Jahren sind Krippen nicht sinnvoll“, sagt er. Es gebe
Notfälle, wo es nicht anders gehe. Grundsätzlich sei es
jedoch gut, wenn die Mutter mit ihren Kindern sein könne
oder der Vater.
Mit der
Frage, ob Kinder eigentlich Krippen toll finden, setzt
sich kaum jemand auseinander, wird in dem „Weltwoche“-Beitrag
bemängelt. Dieter Bürgin, langjähriger Chefarzt der
Kinder- und Jugendpsychiatrischen Universitätsklinik in
Basel, meint: „Wenn es ein Kind zu Hause gut hat, dann ist
die Krippe schlechter.“
Psychologin Ursula Büchli erklärt: „Es ist hundertmal
besser, sich einzuschränken und beim Kind zu bleiben.“ Das
Problem: Kinder in Krippen binden sich eng an die
Betreuerinnen. Jedes Mal wenn diese wechseln oder ihren
Job verlassen, muss sich das Kind lösen von einer Person,
die es gern hat. Büchli meint, es sei „brutal“, wie man
die Kinder dem aussetze.
Auf
konkrete Erfahrungen aus der DDR verweist die
Psychoanalytikerin Ann Kathrin Scheerer aus Hamburg. Viele
Patienten aus der DDR hätten Probleme mit Gefühlen und
tiefen Beziehungen, weiß sie. In der DDR wurden Kinder
systematisch in Horte gesteckt. Sie bezieht sich außerdem
auf Erkenntnisse aus der Säuglingsforschung. Man wisse,
dass jede Trennung von der Mutter ein Stressfaktor sei.
„Kleinkinder brauchen exklusive Beziehungen“, ist sie
überzeugt.
Eine
Pflegeperson in den ersten drei Jahren könne „aus Sicht
des Babys nur eine Notlösung sein“, sagt sie. Babys hätten
noch kein „inneres Bild“ der Mutter, an dem sie sich
festhalten können. Wenn also das Baby die Mutter nicht
sieht, dann ist diese für immer weg.
Die
vielgepriesene Sozialisation in Kinderkrippen, mit der
Politiker häufig argumentieren, finde nicht statt, erklärt
Joachim Bensel. Kinder in den ersten drei Lebensjahren
seien auf wenige Personen ausgerichtet, in Kinderkrippen
vor allem auf Erwachsene. „Anderthalbjährige Kinder
spielen nur einen Bruchteil der Zeit mit anderen Kindern“,
weiß er.
Quelle: kath.net 4.10.2007 |