Männlichkeit
muß errungen werden
Von Joseph Nicolosi und Linda Ames Nicolosi
Der Homosexualität liegt zutiefst ein ungelöster Konflikt bezüglich
der eigenen Männlichkeit (bei männlicher Homosexualität) oder der
Weiblichkeit (bei weiblicher Homosexualität) zugrunde. Beim Jungen
geht es darum, daß er schon in der Kindheit in seiner Männlichkeit
seelische Verwundungen erlebt hat, die dazu führten, daß er sich als
„anders" als die anderen Jungen erlebte.
Solche seelischen Verwundungen in bezug auf die eigene (zu
entwickelnde) Männlichkeit sind fast nicht sichtbar, sie existieren
als geheime Ängste, von denen die Eltern oder Angehörigen höchstens
etwas vermuten. Der Junge hat sie gefühlt, solange er sich erinnern
kann. Dieses Gefühl des „Andersseins" hat in ihm ein Gefühl der
Minderwertigkeit und der Isolation von anderen Jungen und Männern
entstehen lassen.
Bei einigen Jungen ist eine Verwirrung in bezug auf die eigene
Männlichkeit deutlich zu erkennen. Dazu möchte ich einige Beispiele
nennen, zunächst das von Stevie1. Seine Geschichte ist ungewöhnlich.
Als Psychotherapeut, der Hunderte von homosexuell orientierten
Männern, die mit ihrer Homosexualität unzufrieden waren, in der
Therapie begleitet hat, erhalte ich Telefonanrufe aus der ganzen Welt.
Immer häufiger geht es dabei um Kinder. Die meisten Anrufer sind
besorgte Eltern, die das Beste für ihr Kind möchten, und
ich gebe mir alle Mühe, sie zu unterstützen, ihnen Informationen zu
geben und hilfreiche Wege aufzuzeigen.
Eines Tages verband mich meine Sekretärin mit einer Anruferin aus dem
nahegelegenen Pasadena in Kalifornien. Ich hörte eine Frau: „Doktor,
mein Name ist Margaret Johnson", begann sie mit zittriger Stimme. —
Für einen Moment dachte ich, die Leitung sei unterbrochen worden.
„Sind Sie noch da? Kann ich Ihnen helfen?" „Ich ... ich glaube, ich
habe Sie vor ein paar Wochen im Fernsehen gesehen. Das waren Sie doch,
oder? Sie diskutierten mit einem Psychiater?"
„Das ist möglich", erwiderte ich. Ich hatte zwei Wochen zuvor mit
einem Aktivisten der Homosexuellen-Bewegung, der häufig in Talkshows
auftritt2, eine hitzige Debatte im Fernsehen gehabt.
„Wahrscheinlich meinen Sie die Diskussion mit Dr. Isay?"
„Ja", antwortete sie. „In der Talkshow ging es um kleine Jungen, die
lieber kleine Mädchen sein möchten."
„Stimmt", sagte ich. „Es war eine Sendung über Identitätsverwirrung
und über ..."
Mrs. Johnson unterbrach mich entschlossen und bestimmt: „Doktor, Sie
haben meinen Sohn Stevie beschrieben. Er ist ein wunderbarer, kleiner
Junge, ein ganz besonderes Kind. „Aber ..." Sie zögerte: „Stevie ist
fasziniert von Mädchensachen, sogar mehr als meine Töchter! Er ist
vernarrt in die Farben pink und rot. Er ... nun, er spielt sogar mit
Barbie-Puppen und ... tanzt auf Zehenspitzen durchs Haus wie eine
Ballerina."
Ich hörte aufmerksam zu, als Mrs. Johnson mir weitere Einzelheiten
nannte. Ihr Sohn war fünf. „Ich beobachte dieses Verhalten nun seit
fast zwei Jahren", erklärte sie.
Für mich war diese lange Zeit bedeutsam. Es ist in Ordnung, wenn ein
kleiner Junge sich mal fragt, wie er wohl mit langen blonden Locken
aussehen würde und deshalb eine Perücke ausprobiert, einfach aus Spaß.
Aber wenn er das immer macht und gleichzeitig wenig Interesse an
„Jungensachen" hat, liegt wahrscheinlich ein Problem vor.3
„Und das geht seit zwei Jahren so?" fragte ich. Mrs. Johnson muß meine
Frage als Vorwurf verstanden haben. Sie klang ein wenig abwehrend, als
sie dann antwortete: „Aber seine Lehrerin hat gesagt, ich solle mir
keine Sorgen machen. Das sei nur eine vorübergehende Phase. Genau das
hat meine Schwiegermutter auch gesagt. Sie gibt Stevie sogar ihre
Seidentücher und ihren Schmuck zum Anprobieren. 'Oma findet ihr
kleines Püppchen hinreißend' sagt sie ihm dann."
„Und Sie haben gehofft, daß die beiden recht haben und es sich
wirklich nur um eine vorübergehende Phase handelt?"
„Ja. Aber gleichzeitig habe ich den Eindruck, daß da etwas nicht
stimmt." Mrs. Johnsons Stimme klang jetzt laut und bestimmt: „Letzte
Woche bestand Stevie darauf, daß ich ihm eine Pocahontas Puppe kaufe.
Und dann habe ich Sie im Fernsehen gesehen. Sie haben meinen Sohn
haargenau beschrieben. Und wenn Sie Recht haben, dann wird Stevie..."
Sie zögerte, als hätte sie Angst, das Wort auszusprechen: „Er wird
homosexuell werden, schwul. Das haben Sie gesagt. Und um ehrlich zu
sein, deshalb habe ich Sie angerufen." Ihre Stimme zitterte wieder:
„Doktor, wird mein Sohn später schwul sein?"
Ich wollte auf den Begriff „schwul" eingehen. Es ist ein politischer
Begriff mit sehr viel ideologischem Ballast.4Ein besserer,
wissenschaftlicher Ausdruck ist „homosexuell". Aber Mrs. Johnson
war weder an der Wissenschaft noch an der Politik der
Schwulen-Bewegung interessiert. Sie machte sich einfach Sorgen um
ihren Sohn.
So behutsam wie möglich erwiderte ich: „Ohne eine entsprechende
Intervention ist es sehr wahrscheinlich, daß ein Junge wie Stevie sich
homosexuell, bisexuell oder transsexuell entwickeln wird. Statistisch
liegt diese Wahrscheinlichkeit bei 75%.5 Stereotyp
geschlechtsuntypisches Verhalten bei Jungen ist oft eine frühes
Zeichen von ..."
„Das bedeutet also, daß er homosexuell, schwul wird? Gibt es keine
Hoffnung?"
„Er kann es, muß es aber nicht unbedingt werden. Noch ist Zeit, ihm zu
helfen, daß er sich in seinem Jungesein und seiner Männlichkeit mehr
zuhause fühlt."
„Gut. Aber was soll ich tun?" Sie hielt inne. Ich konnte ihre
Aufregung spüren.
AIs Präsident von NARTH (Nationale Vereinigung zur
Erforschung und Therapie der Homosexualität) halte ich oft Vorträge
über Homosexualität. In den letzten fünfzehn Jahren habe ich viele
erwachsene Männer, die mit ihrer Homosexualität unzufrieden waren,
therapeutisch auf ihrem Weg heraus aus der Homosexualität begleitet.
Die meisten dieser erwachsenen, homosexuell orientierten Klienten
hatten als Kinder nicht mit Puppen gespielt. Stevies Geschichte war
extrem. Und doch zeigten fast alle Klienten schon in der frühen
Kindheit ein sehr charakteristisches „nicht-jungenhaftes",
geschlechtsuntypisches Verhalten, das sie schmerzlich von den anderen
Jungen trennte.
Die meisten dieser homosexuell orientierten Männer erinnern sich, als
Jungen unsportlich gewesen zu sein, irgendwie passiv, einsam (bis auf
Freundinnen), friedfertig und nicht an Kämpfen und Raufen mit anderen
Jungen oder an wilden Spielen interessiert. Vielmehr hatten sie eine
gewisse Angst vor anderen Jungen, die sie einschüchternd fanden und
von denen sie sich zugleich angezogen fühlten. Viele von ihnen hatten
Eigenschaften, die man als Begabung bezeichnen kann: Sie waren
intelligent, „altklug", gesellig und künstlerisch begabt. Da die
meisten von ihnen sich als Jungen nicht unbedingt „weiblich"
verhielten, hatten ihre Eltern — anders als bei Stevie — nicht
wahrgenommen, daß etwas nicht stimmte. Deshalb hatten sie sich auch
nicht um Hilfe bemüht.
Aber innerlich hatten diese Männer als Jungen eine sehr ambivalente
Einstellung zu ihrem eigenen Jungesein gehabt. Von Natur aus waren
viele von ihnen sensibel und sanft. Und sie waren sich nicht sicher,
ob „Männlichkeit" wirklich ein „Teil von ihnen" wäre. Einige Forscher
haben dies angemessen als „männliche Leere" (beim Mädchen
entsprechend: „weibliche Leere") bezeichnet. Diese männliche Leere ist
Folge eines Zusammenkommens von angeborener Sensibilität einerseits
und einem sozialen Umfeld andererseits, das die besonderen Bedürfnisse
des Kindes nicht positiv aufnehmen kann. Ein solcher, von seinem
angeborenen Temperament her gefährdete Junge braucht besondere
Zuwendung und positive Bestätigung von den Eltern und gleichaltrigen
Jungen, um eine sichere männliche Identität entwickeln zu können —
genau das aber bekommt er nicht.
Sowohl aus Gründen des angeborenen Temperaments als auch aus Gründen
der Familiendynamik wird ein solcher Junge sich schnell innerlich
zurückziehen. Damit zieht er sich vor der Herausforderung zurück, sich
mit dem Vater und der Männlichkeit, für die der Vater ja steht,
identifizieren zu müssen. Statt ein Gefühl für die eigene Männlichkeit
zu entwickeln, macht der prä-homosexuelle Junge das Gegenteil: Er
weist seine sich entwickelnde Männlichkeit zurück und entwickelt eine
Abwehrhaltung dagegen.
Später allerdings wird er sich genau in das verlieben, was er verloren
hat: Er wird sich in jemanden verlieben, der zu besitzen scheint, was
ihm fehlt. Denn wir alle verlieben uns nicht in das, was uns vertraut
ist, sondern in das, was „anders ist als ich".
Homosexualität ist ein Identitätsproblem
An der Wurzel der Homosexualität finden wir eine Verwirrung in bezug
auf die grundlegende Vorstellung von Männlichkeit und Weiblichkeit.
Wir sehen diese Verwirrung bei lesbisch lebenden Aktivistinnen, die
die Bibel umschreiben möchten, so daß Gott darin „sie" genannt wird.
Oder wir sehen sie, wenn jemand mit Stolz verkündet: „Ich verliebe
mich nicht in ein spezielles Geschlecht, Geschlecht ist unwichtig. Ich
verliebe mich in eine Person — das kann ein Mann oder eine Frau sein."
Oder wenn ein Psychologe sagt, daß Bisexualität eine höher stehende
sexuelle Orientierung sei, weil sie neue, kreative Möglichkeiten für
sexuellen Ausdruck eröffne. Oder wenn ein Schüler der oberen Klassen
darauf besteht, ein Kleid und hochhackige Schuhe in der Schule tragen
zu dürfen, und der Richter dann die Schule anweist, die illusionäre
Vorstellung des Jungen, weiblich zu sein, zu unterstützen.
Selbst-Täuschung in bezug auf die eigene Männlichkeit (oder bei Frauen
die eigene Weiblichkeit) gehört zum Kern der Homosexualität. Ein Kind,
das sich vorstellt, er oder sie könne zum anderen Geschlecht gehören
oder zu beiden Geschlechtern, hält an einer illusionären
Phantasievorstellung fest, die ihn oder sie nur verwirrt. Tatsächlich
ist es ein Aufstand gegen die Wirklichkeit und eine Rebellion gegen
die Grenzen, die unserer geschaffenen, menschlichen Natur gegeben
sind.
Aber kehren wir zu Stevie zurück.
Männliche und weibliche Identität werden in der Familie gefunden
Das Problem der Prä-Homosexualität kann nur angegangen werden, wenn
alle Familienmitglieder in den Prozeß miteinbezogen werden. Während
des Telefonats mit Mrs. Johnson bat ich sie, mir ein wenig von Stevies
Vater zu erzählen. Der Vater hat eine zentrale Rolle und Aufgabe in
der Entwicklung des Jungen und seiner Männlichkeit.6 Tatsächlich ist
er für die Entwicklung der geschlechtlichen Identität des Jungen
wichtiger als die Mutter.
Stevies Mutter antwortete: „Mein Mann Bill ist hier. Möchten Sie ihn
sprechen?" Sie bat ihren Mann, ans Telefon zu kommen und informierte
ihn kurz über das, was ich ihr gerade gesagt hatte. „Bill, der
Psychologe sagt, Stevie könnte homosexuell werden."
„Also, was können wir tun?', fragte der Vater schroff. Er war
offensichtlich ein Mann der Tat. Im selben Moment beantwortete er
seine Frage selbst: „Wir kommen zu Ihnen in die Praxis.”
Ich antwortete, daß das eine gute Idee sei. Außerdem sagte ich ihm,
daß mit etwas professioneller Hilfe er und seine Frau lernen könnten,
einige wichtige Maßnahmen zu ergreifen und einige familiäre Muster zu
ändern, um Stevie zu helfen. Aber zunächst müßten sie verstehen
lernen, was überhaupt vor sich ginge.
In der eigenen Männlichkeit oder Weiblichkeit sicher aufwachsen
Am nächsten Tag kamen Bill, Margaret und Stevie Johnson in meine
Praxis am Ventura Boulevard. Es war für mich nicht schwer, bei ihnen
Anzeichen einer typischen Familiendynamik zu erkennen. Der fünfjährige
Stevie war ein hübscher Junge mit einer weißen Porzellanhaut.7 Er
hatte auffallend große Augen, die von langen, schwarzen Wimpern
umrahmt waren. Margaret war charmant und gesprächig. Bill, ein
erfolgreicher Banker, hatte wenig zu sagen. Für mich war dies ein
vertrautes Muster.8
Zunächst sprach ich kurz mit der ganzen Familie, dann mit Bill und
Margaret allein. Ich wies sie auf einige grundlegende Dinge hin, die
ein Junge braucht, wenn er sich heterosexuell entwickeln soll. „Durch
Mütter entstehen Jungen", sagte ich, „durch Väter entstehen Männer."
Ich erklärte ihnen, was das heißt. Im frühen Säuglingsalter haben
beide, Junge und Mädchen, eine emotionale Bindung an die Mutter. In
der psychodynamischen Sprache heißt das: Die Mutter ist das erste
Liebesobjekt. Sie stillt die primären Bedürfnisse des Kindes.9 Mädchen
entwickeln dann ihre eigene, weibliche Identität, können dabei aber in
der Beziehung zur Mutter „bleiben". Jungen dagegen haben eine
zusätzliche Entwicklungsaufgabe — sie müssen sich von der Mutter lösen
und sich mit dem Vater identifizieren.
Im gleichen Zeitraum, in dem das Kind die Sprache lernt („er und sie",
„seines und ihres") entdeckt es, daß die menschliche Welt in zwei
natürliche Gegenpole aufgeteilt ist: Jungen und Mädchen, Männer und
Frauen. Der Junge wird dabei nicht nur die Unterschiede sehen, er muß
sich auch entscheiden, wo er selbst in dieser männlich-weiblich
geteilten Welt steht. Das Mädchen hat die leichtere Aufgabe, erklärte
ich Stevies Eltern; die primäre Bindung an die Mutter besteht bereits.
Es muß deshalb nicht diese zusätzliche Entwicklungsaufgabe angehen:
Sich von der Person, die ihm in der ganzen Welt am nächsten steht —
der Mutter — zu trennen und sich mit dem Vater zu identifizieren. Aber
beim Jungen ist das anders: Er muß sich von der Mutter lösen und sich
durch Anderssein von seinem ersten Liebesobjekt wegentwickeln, wenn er
ein heterosexuell orientierter Mann werden will.
Das erklärt vielleicht, warum es mehr Männer als Frauen mit
homosexueller Orientierung gibt. Einige Studien sprechen von einem
Verhältnis zwei zu eins. In anderen heißt es, fünf zu eins oder sogar
elf zu eins. Wir wissen es nicht genau, wir wissen aber, daß es mehr
Männer mit homosexueller Orientierung gibt als Frauen.
„Wenn es darum geht, ein Mann zu sein, heißt die erste Regel: sei
keine Frau," schrieb deshalb der Psychoanalytiker Robert Stoller.10
Auf der Suche nach Männlichkeit
Hier ist der Vater gefragt. Er muß die Männlichkeit seines Sohnes
spiegeln und bestätigen. Er kann mit seinem Sohn balgen, kämpfen,
wilde Spiele spielen, solche, die sich definitiv von denen
unterscheiden, die er mit seinem kleinen Mädchen spielen würde. Er
kann seinem Sohn beibringen, einen Ball zu werfen und zu fangen. Er
kann ihm beibringen, wie man einen Holzstift in ein vorgelochtes
Spielbrett hämmert. Oder er kann seinen Sohn mit unter die Dusche
nehmen, wo der Junge unweigerlich feststellen wird, daß sein Vater
einen männlichen Körper hat – genau wie er selbst auch.
Der Junge wird dadurch lernen, was es heißt, ein männlicher Mensch zu
sein. Und er wird seinen Körper als Ausdruck dieser Männlichkeit
annehmen können. Er wird denken: So also sind Jungen – und Männer –
gebaut. So bin ich gebaut. Ich bin ein Junge und das bedeutet: Ich
habe einen Penis. Psychologen nennen diesen Entwicklungsprozeß: „Die
Männlichkeit im Selbstbild verinnerlichen" (oder „männliche
Introjektion"). Dieser Prozeß ist ein wesentlicher Bestandteil der
Entwicklung zur Heterosexualität.
Der Penis ist das grundlegende Symbol der Männlichkeit. Er ist der
unverkennbare Unterschied zwischen männlich und weiblich. In einer
Therapie muß der Junge immer wieder auf diesen unbestreitbaren,
anatomischen Unterschied hingewiesen werden. Der Psychoanalytiker
Richard Green fand heraus, daß der effeminierte Junge (den er
unverblümt „sissy boy" nennt) seinen Penis als ein ihm fremdes,
irgendwie geheimnisvolles Objekt ansieht.12 Wenn es ihm nicht gelingt,
seinen Penis sich „zu eigen zu machen", wird er als Erwachsener
fasziniert sein von den Penissen anderer Männer.
Der Junge, der unbewußt die Entscheidung trifft, sich von seinem
eigenen männlichen Körper innerlich „abzukoppeln", sich von ihm zu
distanzieren, ist auf dem besten Weg, eine homosexuelle Orientierung
zu entwickeln. Manchmal wird sich ein solcher Junge offensichtlich
effeminiert verhalten, die meisten prä-homosexuell orientierten Jungen
haben allerdings lediglich ein „nicht-jungenhaftes" Verhalten. Das
heißt, sie sind ein wenig anders als die anderen. Im Alter von etwa
sechs bis elf Jahren, in der Entwicklungsphase also, in der andere
Jungen ihre engen Mädchenfreundschaften aufgeben, um eine sichere
männliche Identität zu entwickeln, hat er keine engen
Jungenfreundschaften. Außerdem hat der prä-homosexuelle Junge meist
auch eine schlechte oder distanzierte Beziehung zu seinem Vater.
Richard Wyler betreut eine Online-Selbsthilfegruppe für Männer, die
mit unerwünschten homosexuellen Gefühlen kämpfen.
Auf seiner interessanten Webseite www.peoplecanchange.com hat er die
Biografien von ehemals homosexuell orientierten Männern
zusammengetragen und veröffentlicht. Er beschreibt ihre Gefühle der
Entfremdung von der eigenen männlichen Natur so:
„Als wir spürten, daß wir von der männlichen Welt zurückgewiesen
wurden, führten uns unsere Ängste und unser Schmerz meist dazu, daß
wir uns vom Männlichen überhaupt innerlich abtrennten und zurückzogen
- von dem also, das wir doch am meisten begehrten ... Einige von uns
distanzierten sich von anderen Männern, von männlichen Interessen oder
von Männlichkeit überhaupt, indem sie bewußt oder unbewußt weibliche
Züge, Interessen und Verhaltensweisen annahmen. (In der schwulen
Subkultur haben wir das oft als absichtliche Effeminiertheit und
Tuntenhaftigkeit erlebt. Homosexuell lebende Männer gehen dort
manchmal so weit, daß sie einander mit „Freundin" anreden und „sie"
sagen.)
Aber wo sind wir, als männliche Wesen, dabei geblieben? Wir waren im
absoluten Niemandsland der Verunsicherung und Verwirrung über unsere
Männlichkeit, nicht richtig männlich, aber auch nicht richtig
weiblich. Wir hatten uns nicht nur von einzelnen Männern abgekoppelt,
von denen wir befürchteten, sie könnten uns verletzen, sondern von der
ganzen heterosexuellen männlichen Welt. Einige von uns sahen das
männliche Wesen, das sie selbst waren, als etwas Beschämendes und
Minderwertiges an und distanzierten sich davon."13
Das bedeutet, so sagt der Psychoanalytiker Charles Socarides, daß
homosexuell orientierte Männer immer noch auf der Suche nach einem
Gefühl für ihr männliches Selbst sind. Dieses Selbst hätte in der
frühen Kindheit entwickelt und in der Pubertät und Adoleszenz
gefestigt werden sollen.14 Allerdings laufen diese der Homosexualität
zugrundeliegenden psychischen Dynamiken völlig unbewußt ab. Deshalb
arbeitet Socarides psychoanalytisch (und gebraucht Techniken der
Psychoanalyse wie die Traumarbeit), um seinen homosexuell orientierten
Klienten zu helfen, ihre unbewußten Antriebe und Neigungen zu
verstehen und das Problem lösen zu können.
Ich selbst versuche, einer langen und schwierigen Therapie zur
Veränderung der Homosexualität im Erwachsenenalter vorzubeugen, indem
ich zu einer frühen Intervention im Kindesalter rate. Die Zeit, in der
sich die Geschlechtsidentität entwickelt, ist die beste Zeit, in der
Eltern — besonders Väter — die noch nicht fertig ausgebildete
männliche Geschlechtsidentität ihrer Söhne stärken können. Durch eine
geeignete Intervention der Eltern kann es zu einem Wachstum männlichen
Selbstbewußtseins kommen. So kann dem Gefühl männlicher
Minderwertigkeit und der Entfremdung von der männlichen Welt — was so
viele homosexuell orientierte Männer beschreiben - vorgebeugt werden.
Ziel ist es, dem Jungen zu helfen, daß er sich nicht von seiner
natürlichen Männlichkeit abkoppelt, zurückzieht. Er soll vielmehr
ermutigt werden, die männliche Identität, die seinem Wesen entspricht,
in Anspruch zu nehmen und zu leben. Es geht nicht darum, aus ihm die
Karikatur eines „Macho-Mannes" zu machen (so ist er nicht und das ist
gut). Es geht darum, ihm zu helfen, seine eigene Männlichkeit im
Zusammenhang mit seiner eigenen Persönlichkeit und seinen ihm eigenen,
besonderen Eigenschaften zu entwickeln.
Richard Wyler beschreibt die Nöte, die er und andere homosexuell
orientierte Männer als Kinder hatten. Er beschreibt ihre Sehnsüchte
und Einsamkeiten, unter denen sie — so wie viele andere Jungen, die in
ihrem Jungesein und in ihrer Männlichkeit unbestätigt blieben —
litten:
„Unbewußt und ungewollt hatten wir eine psychologische Kluft zwischen
uns und der heterosexuellen männlichen Welt geschaffen. Doch für uns
als männliche Geschöpfe war es (wortwörtlich) „not-wendig", zur Welt
der Männer dazuzugehören. Wir brauchten Männer als Mentoren, brauchten
ihre Bestätigung, es war notwendig für uns, sie zu lieben und von
ihnen geliebt zu werden. Obwohl wir die Männer fürchteten, verzehrten
wir uns gleichzeitig nach ihrer Annahme. Wir beneideten sie um ihr
Selbstvertrauen und ihre Männlichkeit, die so selbstverständlich zu
ihnen zu gehören schienen. Und als wir erwachsen wurden, wurde aus
Neid Lust. Während wir die Männer aus der Ferne sahen und wünschten,
wir wären wie sie und würden zu ihnen dazu gehören, wurden sie zum
Objekt unserer Begierde.
Jenseits der Kluft, die wir geschaffen hatten, konnten wir der
Homosexualität nicht entwachsen. Aktivisten der Schwulenbewegung und
Therapeuten, die einen homosexuellen Lebensstil gutheißen,
versicherten uns, daß unser Platz wirklich auf jener Seite der Kluft
sei. Sie sagten, daß es ein guter Platz sei. Vielleicht stimmt das für
andere, für uns stimmte es nicht. Wir wollten mehr. Wir wollten uns
mit unseren Ängsten auseinandersetzen, unsere tiefer liegenden
Probleme lösen und die Männer werden, die wir nach Gottes willen — so
war unser Eindruck — werden sollten. Wir wollten keine Bestätigung als
Schwule. Wir wollten Bestätigung als Männer ... Wir wollten die tiefen
Fragen und Nöte angehen, die zu lösen uns eine innere Stimme
aufforderte."15
Wie Wyler erklärt, ist bei homosexuell empfinden-den Männern der
normale Entwicklungsprozeß der männlichen Identitätsfindung nicht
richtig gelaufen. Statt sich mit Männern und dem männlichen Geschlecht
zu identifizieren, gingen diese Jungen in einer Abwehrhaltung auf
Distanz von der Welt der Männer. Um sich selbst vor seelischem Schmerz
zu schützen, koppelten sie sich von männlichen Bindungen und der
Identifizierung mit anderen Männern ab.
Diese Abkopplung oder Distanzierung hat viel mit einer unsicheren und
schwachen Beziehung zwischen Vater und Sohn zu tun. Es gibt Väter, die
sich um alles kümmern können, nur nicht um ihre Söhne. Sie engagieren
sich und investieren in ihre Karriere, in Reisen, Golf spielen oder
andere Aktivitäten, die so überaus wichtig werden, daß sie keine Zeit
mehr für ihre Söhne haben. Oder sie merken nicht, daß gerade dieser
eine Sohn jede Kritik schnell als persönliche Zurückweisung auffaßt.
Das Problem kann auch in Temperamentsunterschieden liegen. Ein Kind
mit einem „besonderen", sehr sensiblen Temperament ist vielleicht für
den Vater schwerer zu erreichen als die anderen Kinder. Der Vater
findet es auch schwer, eine Beziehung zu ihm aufzubauen, weil beide
keine gemeinsamen Interessen haben. (Vielleicht hat dieser Sohn
Interessen, die mehr im sozialen oder künstlerischen Bereich liegen
und weniger „typisch männlich" sind.) Und in der Geschäftigkeit und
Hetze des Alltags wird der Junge, der schwerer zu erreichen ist,
irgendwie zur Seite geschoben und vernachlässigt.
Bei einigen Vätern kann man diese Verhaltensweisen sehr deutlich
sehen. Ich habe einen Vater erlebt (einen unreifen, schwachen Mann,
der seiner Frau, noch bevor ihr Sohn geboren wurde, gesagt hatte, er
wolle keinen Jungen), der seinen Sohn völlig ablehnte und ignorierte,
während er die ältere Tochter vergötterte. Der Gedanke, „noch einen
Mann im Haus" zu haben, stellte für ihn offensichtlich eine Bedrohung
dar. Er zeigte seine Ablehnung so deutlich, daß der Junge im Alter von
zwei Jahren Kleider wie seine Schwester trug und mit ihren
Barbie-Puppen spielte. Es überrascht nicht, daß dieser kleine Junge
sich bedeutend sicherer fühlte, wenn er sich von seiner männlichen
Identität lossagte.
Aus unterschiedlichen Gründen neigen auch manche Mütter dazu, ihre
Söhne länger als nötig von sich abhängig zu machen. Die Vertrautheit
einer Mutter mit ihrem Sohn ist ursprünglich, total und
ausschließlich. Diese machtvolle Bindung kann schnell zu dem werden,
was der Psychoanalytiker Robert Stoller eine „perfekte Symbiose"
nennt.16 Die Mutter kann die Neigung haben, sich an ihrem Sohn
festzuhalten, was zu einer gegenseitigen, ungesunden Abhängigkeit
führt — vor allem dann, wenn sie keine emotional befriedigende, von
echter Nähe gekennzeichnete Beziehung zum Vater des Jungen hat.
Möglicherweise investiert sie dann zu viel Energie in den Jungen und
benutzt ihn, um ihr Bedürfnis nach Liebe und Nähe auf eine Weise zu
befriedigen, die dem Jungen nicht gut tut.17
Ein Vater, der „sichtbar" ist, der „Profil zeigt" (d.h., der stark und
zugleich zugewandt ist), wird die „perfekte Symbiose" zwischen Mutter
und Sohn unterbrechen, da er instinktiv spürt, daß sie nicht gut ist.
Wenn ein Vater will, daß sein Sohn sich heterosexuell entwickelt, muß
er diese enge Bindung zwischen Mutter und Sohn sprengen. Sie ist
wichtig für den Säugling, tut aber dem Jungen später nicht mehr gut.
Der Vater muß ein Vorbild sein und seinem Sohn zeigen, daß es möglich
ist, eine liebevolle Beziehung zu dieser Frau, seiner Mutter, zu haben
und gleichzeitig die eigene Unabhängigkeit zu behalten. So muß der
Vater wie eine hilfreiche Pufferzone zwischen Mutter und Sohn
wirken.18
Manchmal kann es sein, daß eine Mutter direkt gegen die
Vater-Sohn-Bindung arbeitet, indem sie ihren Mann von dem Jungen fern
hält, um vom Sohn ihre eigenen Bedürfnisse nach männlicher Nähe
befriedigen zu lassen. („Es ist draußen zu kalt für ihn.” „Da könnte
er sich weh tun." „Heute muß er einiges mit mir erledigen.") Mit ihrem
Sohn kann sie eine von Nähe geprägte, emotionale und „sichere"
Beziehung haben, ohne die Konflikte und Auseinandersetzungen, denen
sie sich in der Beziehung mit ihrem Ehemann stellen müßte. Vielleicht
will sie auch zu schnell ihren Sohn vor seinem Vater „schützen". Oder
sie schmust mit ihm und tröstet ihn, wenn der Vater die Einhaltung von
Regeln verlangt. Ihr übertriebenes Mitgefühl kann den Jungen davon
abhalten, den so wichtigen Entwicklungsschritt der Ablösung von der
Mutter zu machen.
Außerdem fördert übertriebenes mütterliches Mitgefühl Selbstmitleid
beim Jungen — ein Grundzug, der bei prä-homosexuellen Jungen und
homosexuell orientierten Männern häufig zu beobachten ist.19 Diese
„übertriebene Mutterliebe" kann dazu führen, daß der Junge sich
schnell von anderen gleichaltrigen Jungen zurückzieht, wenn er sich
durch Hänseleien oder Ausgeschlossenwerden verletzt fühlt. Richard
Wyler beschreibt:
„Fast alle von uns waren von Natur aus sensibel und gefühlsbetont.
Diese angeborenen Eigenschaften, das lernten wir, können ein Segen und
Fluch zugleich sein. (In welchem Maß auch immer Biologie bei der Frage
der Homosexualität eine Rolle spielen mag: Von den angeborenen
Eigenschaften sind diese wohl die wichtigsten für unsere Entwicklung
zur Homosexualität gewesen.)
Auf der einen Seite waren wir durch unsere angeborene Sensibilität und
Feinfühligkeit sanfter, freundlicher, liebenswürdiger und häufig
religiöser als der Durchschnitt. Auf der anderen Seite waren es gerade
diese Charakterzüge, weswegen uns Mädchen in ihrem Kreis willkommen
hießen, Mütter schützend die Hand über uns legten, Väter sich von uns
distanzierten — und die gleichaltrigen Jungen mit ihrem Raufen und
wilden Spielen uns ablehnten.
Noch schwieriger war vielleicht, daß diese Charaktereigenschaften uns
überempfindlich reagieren ließen. Wir fühlten uns schnell abgelehnt,
auch wenn die Ablehnung oder Beleidigungen, die wir erfuhren,
vielleicht gar nicht so groß waren. Unsere Wahrnehmung wurde zu
unserer Wirklichkeit.“20
Geschlechts-untypisches Verhalten: Nur ein Mythos?
Ehemals homosexuell orientierte Männer berichten oft von ihrem „geschlechtsuntypischen",
„nicht jungenhaften" Verhalten in der Kindheit. Gilt dies nur für eine
kleine, einem Klischee unterworfene Untergruppe innerhalb der Gruppe
homosexuell orientierter Männer? Oder sind diese Berichte nicht
vielmehr doch typisch für viele Lebensgeschichten homosexuell
orientierter Männer?
Eine wissenschaftlich allgemein anerkannte Studie über Homosexualität
gibt auf diese Frage aufschlußreiche Antworten. Die Studie wurde unter
dem Titel: „Sexual Preference: Its Development in Men and Women"21 als
Buch veröffentlicht und wird oft von Schwulenaktivisten als
Nachschlagewerk angegeben. Finanziell unterstützt wurde die Studie
durch das „Nationale Institut für seelische Gesundheit" (National
Institute of Mental Health), die Studienplanung hatte das „Kinsey
Institute for Sex Research". Man fand dabei heraus: Männer, die sich
homosexuell entwickelten, berichteten viel seltener als andere Männer,
daß sie als Jungen „typische Jungenspiele" wie Baseball oder Football
liebten. Tatsächlich sagten nur 11 Prozent der homosexuell
orientierten Männer, daß sie diese typischen Jungenspiele liebten,
dagegen sagten 70 Prozent der heterosexuell orientierten Männer, daß
sie diese Spiele liebten.
Doppelt so viele homosexuell orientierte wie heterosexuell orientierte
Männer berichteten, daß sie Allein-Spielen „sehr' liebten, z. B.
Malen, Musizieren oder Lesen. Typische Mädchenspiele
(Vater-Mutter-Kind-Spiele, Himmel-und-Hölle-Spiel, u. a.) liebte die
Hälfte der homosexuell orientierten Männer, während das bei den
heterosexuell orientierten Männern nur 11 Prozent waren.22 Mehr als
ein Drittel (37 Prozent) der homosexuell orientierten Männer hatte
sich in der Grundschulzeit bei Gelegenheit als Mädchen verkleidet oder
vorgegeben, ein Mädchen zu sein. Bei den heterosexuell orientierten
Männern waren dies nur 11 Prozent.
Die Studie brachte eine Verbindung zwischen folgenden familiären
Faktoren und geschlechtsuntypischem Verhalten bei Jungen zutage: „Der
Vater wird von der Mutter dominiert", „große Nähe des Jungen zur
Mutter", „starke Mutter', und „geringe Identifikation des Jungen mit
dem Vater". Die Studie kommt zu dem Schluß: „Nach unserer Studie
erweist sich geschlechtsuntypisches Verhalten in der Kindheit als
wesentliches Merkmal, um die sexuelle Orientierung unter erwachsenen
Männern vorhersagen zu können."23
Diese Ergebnisse geschlechtsuntypischen Verhaltens in der Kindheit
gelten nicht nur für Männer, die mit ihrer Homosexualität unglücklich
sind, sondern konnten auch nachgewiesen werden in Untersuchungen
anderer homosexuell lebender Männer, die nie eine Therapie aufgesucht
hatten.24
Engagement für eine starke Zukunft
Ich erinnerte Margaret und Bill an die Worte des Psychoanalytikers
Robert Stoller „Männlichkeit muß errungen werden". Was ich damit
meinte, war, daß die Entwicklung zur Heterosexualität nicht „einfach
so" passiert. Sie erfordert zugewandte Eltern. Sie erfordert die
Unterstützung der ganzen Familie. Und sie braucht Zeit.
Margaret verstand das. „Sie meinen, es ist ein Weg?", sagte sie.
„Ja."
„Wie lange dauert es?"
Es war mir war klar, was sie wissen wollte.
Wann würde sie wissen, ob Stevie homosexuell werden würde oder nicht?
Ich erklärte ihr, daß die entscheidende Entwicklungsphase im Alter von
eineinhalb bis drei Jahren liegt, daß aber eine sehr gute Zeit auch
noch bis zum zwölften Lebensjahr gegeben ist. „Wenn wir nichts tun,
wird er mit dem Beginn der Pubertät — wenn die tiefen, sexuellen
Regungen und romantischen Sehnsüchte erwachen — seine Suche nach der
eigenen Männlichkeit erotisieren."
„Erotisieren?" fragte der Vater und zeigte ein besorgtes Stirnrunzeln.
„Es kann sein, daß er dann anfängt, mit anderen Jungen homosexuell zu
experimentieren", erklärte ich. „Oder daß er Kontakt zu älteren
Homosexuellen aufnimmt."
Bill stöhnte auf: „Das ist der Alptraum eines jeden Vaters."
Ich hörte die Sorge in seiner Stimme. Wie die meisten Eltern hoffte
er, daß sein Sohn einmal heiraten und Kinder haben würde.
„Tatsache ist", sagte ich ihm, „daß ein Junge, der unsicher und
verwirrt ist in bezug auf seine sexuelle Identität,
gleichgeschlechtliche sexuelle Intimität ausprobieren mag, und
manchmal eben mit einem älteren Mann. Das wird natürlich seine
'homosexuelle Identität' verstärken."25
Bill setzte sich zurück und runzelte wieder die Stirn: „Doktor, wir
werden alles tun, was nötig ist. Wir sind bereit, die Farm zu
verkaufen." In dem Moment, denke ich, war Bill wirklich überzeugt, daß
er „alles" tun würde, um Stevie zu helfen, egal wie drastisch die
Maßnahmen sein müßten.
Ich konnte seine Ängste verstehen und versicherte ihm: „Sie müssen die
Farm nicht verkaufen. Den größten Teil der Aufgabe können Sie selbst
bewältigen. Seien Sie einfach emotional zugänglich für Stevie, Halten
Sie eine warmherzige, zugewandte, liebevolle Beziehung zu ihm aufrecht
und lassen Sie es nicht zu, daß er sich Ihnen entzieht."
In diesem Moment erinnerte ich mich an die vielen Stunden, in denen
ich erwachsenen homosexuell orientierten Männern zugehört hatte, wenn
sie mir von ihrer Suche nach einem männlichen Partner erzählten, von
ihrer tiefen Sehnsucht, von einem Mann geliebt zu werden, von ihrer
Sehnsucht nach Nähe und Erotik. Da war eine große Leere in ihrem
Leben, die sich bis in ihre frühste Kindheit zurückverfolgen ließ, da
war die Suche nach Zuwendung, Zuneigung und Bestätigung durch einen
Mann und das Bedürfnis, umarmt und gehalten zu werden. Später ging es
um das Gefühl, jemand Besonderes für den einen „besten Freund" zu
sein, den es doch „irgendwo da draußen" geben müßte. Viele suchten
immer noch nach der Liebe ihres Vaters.
„Seien Sie ein 'sichtbarer' Vater für das Kind", sagte ich zu Bill.
Er runzelte die Stirn. „Ein 'sichtbarer Vater? Was meinen Sie damit?"
'Sichtbar heißt: 'Zeigen Sie Profil', seien Sie stark und zugewandt
zugleich. Stevie muß Sie als selbstbewußt, sicher und
entscheidungsfreudig erleben. Aber er muß Sie auch als jemanden
erleben, der feinfühlig, die Familie unterstützend und zugewandt ist.
Mit anderen Worten, Bill, geben Sie Stevie Gründe, warum er genauso
werden soll und will wie Sie."
Ich warf Bill einen langen, forschenden Blick zu. Zu Margaret sagte
ich: „Und Sie werden sich zurückhalten müssen."
Sie wirkte bestürzt. „Ich bin nicht sicher, daß ich Sie richtig
verstanden habe. Natürlich muß ich mich um ihn kümmern und ..."
Ich sagte: „Was ich meine, ist, bemuttern Sie Stevie nicht wie ein
kleines Kind. Lassen Sie ihn mehr alleine tun. Versuchen Sie nicht,
Mutter und Vater gleichzeitig für ihn zu sein. Wenn er Fragen hat,
sagen Sie ihm, er soll seinen Vater fragen." „Welche Fragen?"
„Alle Fragen. Fragen zum Thema Sex, ja. Aber auch alle anderen Fragen.
Warum ist der Himmel blau? Warum bläst der Wind? Überlassen Sie Ihrem
Mann die Antworten. Überlassen Sie ihm alles, was Ihrem Mann eine
Chance gibt zu zeigen, daß er an Stevie wirklich interessiert ist, daß
Stevie jemand ganz Besonderes für ihn ist. Der Vater muß sozusagen
beweisen, daß er seinem Sohn etwas Besonderes geben kann."
Viele homosexuell orientierte Klienten erzählen mir, daß ihre Väter
ihnen nichts geben konnten.
Einer meiner homosexuell orientierten Klienten, ein
sechsundzwanzigjähriger Mann, erzählte kürzlich: „Mein Vater war da
und doch nicht da.
Ich meine, er war zuhause, aber ich kann mich an nichts erinnern, was
an ihm besonders oder erinnerungswürdig gewesen wäre."26
Bill fragte: „Sie meinen also, Stevie braucht keine Therapie?"
Ich antwortete ihm, daß Stevie eigentlich keine Therapie bräuchte. „Er
braucht seinen Vater."
Er braucht seinen Vater. Das konnte ich so leicht sagen.
In der folgenden Woche, als Margaret von Pasadena kam, war sie allein.
Und ich muß sagen, es überraschte mich kein bißchen, daß Bill nicht
dabei war. Das ist — leider — ein vertrautes Muster. Mütter spüren
oft, was getan werden müßte. Aber, wie so oft, scheinen viele Väter
die Bedeutung dessen nicht zu erkennen. („Deine Mutter wird das schon
machen", sagen sie.)
„Bill hat Stevie nicht viel Aufmerksamkeit gewidmet", sagte Margaret
fast entschuldigend. „Sogar als wir nach der letzten Sitzung von Ihnen
nach Hause fuhren, hat Bill fast nichts mit Stevie geredet. Und so
viel ich weiß, hatten sie seitdem keinen einzigen Moment allein
miteinander.`
„Was passiert, wenn Bill von der Arbeit nach Hause kommt?" fragte ich.
„Auf jeden Fall redet er nicht mit Stevie. Er redet kaum mit mir. Er
mixt sich einen Martini und stellt den Fernseher an."
Oh, dachte ich, dieselbe alte Geschichte.
Es war noch nicht einmal eine Woche her, daß Bill gesagt hatte, er
würde „die Farm verkaufen", um seinem Jungen zu helfen. Ich zweifelte
nicht daran, daß dieser Vater seinen Sohn liebte und daß er, zumindest
in seinem Kopf, wirklich „Großes" tun wollte. Aber er konnte die
kleinen Dinge nicht tun — die alltäglichen Dinge, die alltägliche
Zuwendung und Liebe, die notwendig waren, wenn sein Sohn seine
Identitätsverunsicherung überwinden sollte. Aber wie es aussah,
schaffte Bill es nicht einmal, mit seinem Sohn zu reden. Es ist
tragisch, aber es ist das nur zu vertraute Verhaltensmuster. In den
letzten fünfzehn Jahren habe ich mit Hunderten von homosexuell
lebenden Männern gesprochen. Vielleicht gibt es Ausnahmen, aber ich
habe niemals einen homosexuell orientierten Mann getroffen, der sagte,
daß er eine von Nähe geprägte, liebevolle und respektvolle Beziehung
zu seinem Vater gehabt hatte.27
Meiner Auffassung nach ist das Folgende ein guter „Test” dafür, wie es
um die Vater-Sohn-Bindung steht: Zu wem rennt der kleine Junge, wenn
er glücklich ist oder stolz auf etwas, was er getan hat, wenn er
Ermutigung sucht oder Spaß und etwas Aufregendes will? Wenn er immer
nur zur Mutter läuft, dann stimmt etwas mit der VaterSohn-Beziehung
nicht.
Aus unserer eigenen therapeutischen Arbeit und aus der Erfahrung der
vielen Männer, die wir kennengelernt haben, können wir sagen: Es
scheint sehr selten vorzukommen, daß ein homosexuell empfindender Mann
das Gefühl hat, er sei in der Kindheit und während des Heranwachsens
von seinem Vater genügend geliebt, bestätigt und unterstützt worden.
Und es scheint auch sehr seiten vorzukommen, daß er das Gefühl hat, er
konnte sich mit dem Vater als männlichem Rollenvorbild wirklich
identifizieren. Im Gegenteil: Der Sohn erinnert sich oft an eine
Beziehung, die von Gefühlen des Vernachlässigtseins, gegenseitiger
Feindseligkeit und mangelndem väterlichem Interesse gekennzeichnet
war. (Mangelndes väterliches Interesse ist eine seelische Form des
Verlassenwerdens.)
Aber, wie bei allen menschlichen Erfahrungen gibt es Ausnahmen.
Manchmal scheint die Vater-Sohn-Beziehung einigermaßen in Ordnung zu
sein. In diesen Fällen gibt es möglicherweise problematische
Beziehungen zu (meist älteren) aggressiven und feindseligen Brüdern
oder anderen Jungen oder auch zu Männern, die in irgendeiner Weise
mißbräuchlich waren. Sie alle verursachten tiefe seelische
Verwundungen. Das eigentliche Problem ist dasselbe: Der Junge hat ein
tiefes Gefühl von Unzulänglichkeit, ein Gefühl, an die
Männergemeinschaft nicht heranzukommen, es mit anderen Männern nicht
aufnehmen zu können und nicht gut genug für die Männerwelt zu sein.
Wir können es als ein Problem mangelnder männlicher Wertschätzung
bezeichnen.
Richard Wyler spricht für sich selbst und für eine ganze Gruppe
ehemals homosexuell orientierter Männer, wenn er erklärt: „Uns ist
kein einziger Fall bekannt, in dem ein Mann, der mit ungewollten
homosexuellen Gefühlen kämpfte, sich nicht von anderen Männern und der
männlichen Welt entfremdet gefühlt hätte oder der nicht verwundet
gewesen wäre in seinen Beziehungen zu Männern und der männlichen
Welt."28
Jeder Junge hat eine tiefe Sehnsucht, von einem Vater gehalten und
geliebt zu werden, in die Welt der Männer hinein begleitet zu werden,
Bestätigung zu erhalten für sein Männlichsein und von den männlichen
Gleichaltrigen, von erwachsenen Männern und väterlichen Begleitern zu
hören, daß er gut genug ist. Wenn er durch keine seiner Beziehungen
erlebt, daß er in der Welt der Männer willkommen ist, wird er sich aus
der Ferne nach anderen Männern verzehren. Wie Richard Wyler so kenne
auch ich keinen einzigen homosexuell orientierten Mann, der nicht in
seinen Beziehungen innerhalb der Männerwelt verwundet worden wäre.
Ich wollte Stevies Vater noch nicht aufgeben. Trotzdem riet ich
Margaret als Notlösung, sich nach einem anderen männlichen Vorbild für
ihren Sohn umzusehen. Ein Onkel zum Beispiel, der mit Stevie Angeln
gehen könnte. Oder ein Cousin, der dem Jungen Baseball beibringen
könnte. Oder andere vertrauenswürdige, erwachsene Männer, die Zeit mit
dem Jungen verbringen würden und ihm das Gefühl geben könnten, jemand
Besonderes zu sein.
Natürlich ist keine Intervention eine Garantie dafür, daß der Junge
sich heterosexuell entwickeln wird. Margaret und Bill können nur
Stevies Chance so groß wie möglich machen, indem sie ihm die
bestmögliche Umgebung geben. Und ich vertraute darauf, daß Margaret
und Bill ihren Sohn ebenso lieben würden, wenn sich ihre Bemühungen
als nicht erfolgreich erwiesen.
Aber es gibt vieles, das wir tun können, um ein gutes Fundament zu
legen. Und es ist Zeit, daß wir damit beginnen.
Auszug mit freundlicher Genehmigung aus:
Joseph + Linda Nicolosi „A Parent’s Guide to Preventing Homosexuality“,
Inter Varsity Press 2002, Taschenbuch 250 S. englisch. ISBN-13
978-0830823796. Deutsch von Dr. Christl Vonholdt.
www.dijg.de/fileadmin/dijg-uploads/pdf/bulletin_s_2005_nicolosi_maennlichkeit.pdf
Anmerkungen (Endnoten)
1 Alle Namen wurden geändert. Hinweis d. Hrsg.
2 In den letzten zehn Jahren bin ich etliche Male im Fernsehen
interviewt worden, u. a. von Oprah Winfrey, Larry King und Monte!
Williams. Verschiedene Magazine wie ABC's 20/20 und CNN Medical Report
wollten meine Auffassung wissen. Außerdem war ich in vielen
Radiosendungen zu hören und habe mit Moderatoren und Anrufern der
unterschiedlichsten Überzeugungen gesprochen.
3 L. Newman, Treatment for Parents of Feminine Boys, American Journal
of Psychiatry 133, Nr. 6, 1976, S. 683.
4 Charles W. Socarides, Homosexuality: A Freedom Too Far, Adam
Margrave, Phoenix 1995, S. 52; Joseph Nicolosi, Reparative Therapy of
Male Homosexuality: A New Clinical Approach, Jason Aronson, 1991,
xv-xvi.
5 Dies ist das Ergebnis einer umfangreichen MetaStudie. Siehe Zucker,
K. J. und Bradley, S. J., Gender ldentity Disorder and Psychosexual
Problems in Children and Adolescents, Guilford Press, New York 1995.
Anm. d. Hrsg.
6 E. Abelin, Some Further Observation and Comments on the Earliest
Rote of the Father International Journal of Psychoanalysis 56, 1975,
S. 293-302;
R. Greenson, Dis-Identifying from Mother.: Its Special Importance for
the Boy, International Journal of Psychoanalysis 49, 1968, S. 370-74;
1. Bieber et al., Homosexuality: A Psychoanalytic Study of Male
Homosexuals, Basic Books, New York 1962; R. J. Stoller Boyhood Gender
Aberrations: Treatment Issues, Journal of the American Psychoanalytic
Association 27, 1979, S. 837-866; C. W Socarides, Abdicating Fathers,
Homosexual Sons: Psychoanalytic Observations on the Contribution of
the Father to the Development of Male Homosexuality in Father and
Child: Developmental and Clinical Perspectives, ed.
S. H. Cath, Little, Brown, Boston 1982, S. 509-21; S. M. Wolfe,
Psychopathology and Psychodynamics of Parents of Boys with a Gender
Identity Disorder of Childhood, Ph.D. diss., City University of New
York, 1990; Richard Green, The „Sissy Boy Syndrome" and the
Development of Homosexuality, Conn.: Yale University Press, New Haven
1987; Lawrence Hatterer, Changing Homosexuality in the Male,
McGraw-Hill, New York 1960; J. Fischoff, Preoedipal Influences in a
Boy's Determination to Be „Feminine" During the Oedipal Period,
Journal of the American Academy of Child Psychiatry 3, 1964, S.
273-286.
7 Nicht alle Jungen, die wegen ihrer geschlechtlichen Identität
verwirrt sind, sehen besonders gut aus. Aber Richard Green hat hier
eine Verbindung beobachtet und daraus geschlossen, daß die Eltern ein
feminines Verhalten eher tolerieren oder gar ermutigen, wenn der Junge
hübsch ist. Siehe Green, R., Sissy Boy Syndrome, a.a.O., S. 64-68.
8 Auch bei G. A. Rekers et al., Family Correlates of Male Childhood
Gender Disturbance, Journal of Genetic Psychology 142, 1983, S. 31-42.
9 P. A. Tyson, Developmental Line of Gender Identity, Gender Role, and
Choice of Love Object, Journal of the American Psychoanalytic
Association 30, 1982,
S. 61-68.
10 Robert Stoller Presentations of Gender, Conn.: Yale University
Press, New Ha von 1985, S. 183.
11 Sissy boy: Fachbegriff für einen Jungen mit stereotyp „weiblichen"
Beschäftigungen und Verhaltensweisen, die aber gerade nicht echt
„weiblich" oder echt „mädchenhaft" sind, sondern eine Karikatur
derselben. Siehe Richard Green, „The Sissy Boy Syndrome", a.a.0. Anm.
d. Hrsg.
12 Richard Green, Brief an den Autor. Bei meinen Untersuchungen traf
ich Dr. Green in seinem Büro an der Universität von Los Angeles. In
einem entscheidenden Punkt sind wir unterschiedlicher Auffassung. daß
Homosexualität nicht natürlich ist. Dann fragte ich Dr. Green, ob er
wollen würde, daß sein damals dreijähriger Sohn homosexuell wird.
„Nein," antwortete er schnell. „Es würde sein Leben viel zu sehr
komplizieren."
13 www.peoplecanchange.com.
14 Socarides, Homosexuality, a.a.0.
15 www.peoplecanchange.com.
16 R. J. Stoller, The Transsexual Experiment, Bd. 2 von Sex and Gender
Hogarth, London 1975, S. 24.
17 S. Coates, Extreme Boyhood Femininity: Overview and New Research
Findings, in Sexuality: New Perspectives, ed. Z. DeFries, R. C.
Friedman, and R. Corn, Greenwood, Westport, Conn. 1985, S. 101-24; S.
Coates, Ontogenesis of Boyhood Gender Identity Disorder, Journal of
the American Academy of Psychoanalysis 18, 1990, S. 414-38; S. Coates,
The Etiology of Boyhood Gender Identity Disorder.: An Integrative
Model, in: Interface of Psychoanalysis and Psychology, eds. J. W.
Barron, M. N. Eagle, and D. L. Wolitzky, American Psychological
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Friedman, and S. Wolfe, The Etiology of Boyhood Gender Identity
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Psychodynamics, Psychoanalytic Dialogues 1, 1991, S. 481-523; S.
Coates and E. S. Person, Extreme Boyhood Femininity: Isolated Behavior
or Pervasive Disorder?. Journal of the American Academy of Child
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Experience, Psychoanalytic Inquiry 15, 1995, S. 6-38; S. Marantz and
S. Coates, Mothers of Boys with Gender ldentity Disorder. A Comparison
of Matched Controls, Journal of the American Academy of Child and
Adolescent Psychiatry 30, 1991, S. 310-15; B. Thacher A Mother's Role
in the Evolution of Gender Dysphoria: The Initial Phase of Joint
Treatment in the Psychotherapy of a Four-Year-Old Boy Who Wanted to Be
a Gin,, Vortrag vom Treffen der Division of Psychoanalysis, American
Psychological Association, New York, April 1985; Green, Sissy Boy
Syndrome.
18 Abelin, Some Further Observations, S. 293-302; R. Greenspan, The
„Second Other": The Role of the Father in Early Personality Formation
and the Dyadic-Phallic Phase of Development, in: Father and Child;
Greenson, Dis-identifying from Mother, S. 37074;A. J. Homer, The Role
of the Fernale Therapist in the Affirmation of Gender in Male Patients,
Journal of the American Academy of Psychoanalysis 20, Winter 1992, S.
599-610; Socarides, Homosexuality; J. Snortum et al., Family Dynamics
and Homosexuality, Psychological Reports 24, 1969, S. 763-70.
19 G. van den Aardweg, On the Origins and Treatment of Homosexuality:
A Psychoanalytic Reinterpretation, Praeger, Westport, Conn. 1986.
20 www.peoplecanchange.com.
21 A. P. Bell, N. S. Weinberg, and S. K. Hammersmith, Sexual
Preference: Its Development in Men and Women, University Press,
Bloomington, Indiana 1981.
22 lbid.
23 lbid, p. 76.
24 Snortum et al., Family Dynamics and Homosexuality, a.a.0., S.
763-70.
25 Finkelhor hat festgestellt, daß die Hälfte der Studenten aus seiner
Studie, die sich aktiv homosexuell betätigten, in ihrer Kindheit
sexuelle Erfahrungen mit älteren Männern gemacht hatten. Er
formulierte die Hypothese, daß Jungen, die von älteren Männern sexuell
belästigt worden waren, dieses Erlebnis als homosexuelle Erfahrung
einordneten und daraus schlossen, daß sie selbst homosexuell seien.
Durch jede weitere homosexuelle Betätigung wird diese Überzeugung dann
nur noch verstärkt. D. Finkelhor, Sexually Victimized Children, Free
Press, New York 1979.
26 Auch bei D. J. West, Parental Figures in the Genesis of Male
Homosexuality, International Journal of Social Psychiatry5, 1959, S.
85-97.
27 Beispiele für schlechte Vater-Sohn-Beziehungen finden sich in der
Fachliteratur und in Autobiographien homosexueller Männer z. B. bei W.
Aaron, Straight, Bantam, New York 1972; J. R. Ackerly, My Father and
Myself, Poseidon, New York 1968; M. Boyd, Take Off the Masks, New
Society, Philadelphia 1984; Grog Louganis, Breaking the Surface, Plume,
New York 1996; G. A. Rekers et al., Family Correlates of Male
Childhood Gender Disturbance, Journal of Genetic Psychology 142, 1985,
S. 31-42; Andrew Sullivan, Virtually Normal, Vintage, New York 1996,
deutsch: Andrew Sullivan, “Völlig normal. Über Homosexualität“, Knaur,
München 1998; Fischhoff, Preoedipal Influences, S. 273-86.
28 www.peoplecanchange.com.
Artikel
entnommen aus:
"Mitwissen
Mittun" Nr 19, 18.11.2009
Pro Conscientia
e.V. Heidelberg
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